Die deutsch-polnische Begegnungsfahrt begann in diesem Jahr wieder sehr früh am Montagmorgen am Bad Pyrmonter Bahnhof. Nach einigen Umstiegen und einem längeren Aufenthalt in Berlin, der (wie erwartet) durch eine Verspätung der Bahn verursacht wurde, haben wir unsere Unterkunft in Warschau um 21 Uhr erreicht. Die Zimmer im „Stara Praga Hotel“ waren schön, allerdings war die Toiletten- und Duschsituation gewöhnungsbedürftig, da wir uns die zwei Toiletten mit Polen und Deutschen, also 26 Leuten, teilen mussten.
Die polnische Gruppe trafen wir das erste Mal am Dienstagmorgen und fuhren mit ihnen zusammen per Tram in die Stadt. Zu Beginn stand der Kultur-Palast auf dem Programm, von dessen Aussichtsplattform im 30. Stock wir die gesamte Stadt überblicken konnten. Anschließend besuchten wir eine Kirche, die an den während der sozialistischen Diktatur durch Offiziere des polnischen Sicherheitsdienstes 1984 ermordeten katholischen Priester Popiełuszko, erinnerte. Dort machten wir Bekanntschaft mit Menschen aus Französisch‑Polynesien. Nach einem Besuch im Marie-Curie-Museum stärkten wir uns mit einem typisch polnisches Essen in der „Milchbar“, spazierten durch die Altstadt und stellten uns in einem Kennlernspiel gegenseitig vor. Jeweils eine Person aus Deutschland und eine aus Polen erlernten einen Text auf der jeweils anderen Sprache, um diesen anschließend der gesamten Gruppe vorzustellen. Der polnischen Seite fiel diese Aufgabe leichter, da sie bereits seit einigen Jahren Deutsch in der Schule lernen, die Deutschen hatten dabei schon mehr Schwierigkeiten.
Am Mittwoch war unser Hauptprogrammpunkt der Zoo Zabinski. Während unseres Besuchs hatten wir die Aufgabe, in Gruppen aus zwei Deutschen und zwei Polen ein Bild mit einem beliebigen Tier zu machen. Währenddessen sahen wir den gesamten Zoo. Anschließend bekamen wir eine kleine Führung durch das Haus, in dessen Keller Frau und Herr Zabinski während der Zweiten Weltkriegs vielen Juden Zuflucht boten. Nach diesem interessanten Vormittag hatten wir wieder Zeit, um uns alleine die Stadt anzuschauen. Diese Zeit nutzten einige von uns für das nächste auch in Polen typische Essen, Pierogi, um danach die schicke Altstadt zu besuchen.
Der Plan für Donnerstag war stärker gefüllt. Er begann im Lazienki-Park. Darin entdeckten wir neben vielen Statuen und besonderen Gebäuden auch viele Tiere wie z.B. Pfauen. In diesem Park sollten wir mit unserer Gruppe vom Vortag ein Foto von uns vor speziellen Kulissen zu machen. Anschließend erkundeten wir das Museum des Warschauer Aufstands. Dort bekamen wir durch Bilder, Texte und szenische Arrangements und Kurzfilme einen Einblick in das Jahr 1944, als sich ein Teil der Warschauer Bevölkerung gegen das von Deutschen besetzte Warschau erhob. Nach dem Mittagessen folgte das POLIN-Museum, in dem die Geschichte der polnischen Juden präsentiert wird. 1943 wurde der Aufstand im Warschauer Ghetto, in das die Nationalsozialisten die jüdische Bevölkerung zwängten, unter Führung des Detmolder Jürgen Stroop blutig niedergeschlagen. Entsprechend begutachteten wir noch die Überreste des Anielewicz-Bunkers und kamen in dem Zusammenhang zufällig auf eine benachbarte Ausgrabungsstätte, die weitere Teile des Bunkers freilegt. Nach einem kurzen Abstecher zu einer weiteren Gedenkstätte fuhren wir zurück zur Unterkunft.
Am Freitag fanden wir uns in einem Garten, der sich auf dem Dach der Universitätsbibliothek direkt an der Weichsel befindet und von dem aus wir wieder einen schönen Blick über die Stadt und den Fluss hatten, wieder. Nach einer kurzen Pause ging es ein paar Straßen weiter in das Wissenschaftszentrum Kopernikus, in dem es viel zum Anschauen, aber auch zum selbst ausprobieren gab. Den restlichen Tag hatten wir wieder zur freien Verfügung. Abends aßen wir gemeinsam in einer Pizzeria in der Nähe unserer Unterkunft. Dort verabschiedeten wir uns feierlich uns von der Gruppe unserer polnischen Partnerschule und vor allem von der polnischen Lehrerin, die diese Begegnungsfahrt Austausch vielleicht zum letzten Mal unternommen hat.
Die Rückfahrt gelang uns diesmal zum Glück ohne größere Verspätungen oder Zugausfälle, sodass wir pünktlich wieder zuhause ankamen. Die deutsch-polnische Begegnungsfahrt hat uns einen beeindruckenden und lehrreichen Einblick in die jüngere polnische, jüdische und polnische Geschichte, aber auch viele neue Kontakte und vor allem Erinnerungen ermöglicht.
Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle ausdrücklich beim Deutsch-Polnischen Jugendwerk DPJW, das die Begegnungsfahrt erneut großzügig förderte.



