Musikalische Lesung „Alma“

Am 12.4.2024 erlebten die Jahrgangsstufen 10 und Q1 in der Aula eine musikalische Lesung, zu der Frau Röhne eingeladen hatte.

Die Tanzpädagogin Ulrike von der Linden aus Detmold (die früher auch einmal an unserer Schule Deutsch und Sport unterrichtet hat) und der Cellist Marko Simic aus Berlin stellten den Roman „Alma“ von Dagmar Fohl vor. Dabei wechselten sich Lesepassagen mit Musikstücken ab, wobei das Cello die im Roman thematisierten Werke von Debussy, Tschaikowsky und weiteren aufgriff und so eine anschauliche Verschränkung von Text und Musik schuf. 

Die auf realen Ereignissen basierende Geschichte des Musikers Aaron Stern, der zu Beginn des Zweiten Weltkrieges seine gerade auf die Welt gekommene Tochter Alma bei Freunden zurücklassen muss, um gemeinsam mit seiner Frau, Almas Mutter, eine Schiffspassage nach Kuba anzutreten, berührte durch die anschaulichen Schilderungen des Ich-Erzählers, dessen Schicksal ihn bald wieder zurück nach Europa und in das Konzentrationslager Auschwitz führt. 

Sehr bewegend u.a. die Stelle, als Marko Simic das im KZ von den Kommandanten aufgelegte Lied „Bei mir bist du schön“ (ein ursprünglich jiddischer Musicalsong) so intonierte, dass die verzerrte Übertragung mittels Lautsprecher über die Höfe des Konzentrationslagers bei gleichzeitig stattfindender Selektion und Tötung von Inhaftierten – ein unerträglicher Widerspruch – eindrucksvoll vorstellbar wurde.

Was Musik für eine Bedeutung erlangen kann, durchzieht den gesamten Roman. Dass Aaron Stern Cello spielte, würde ihm einmal das Leben retten, so heißt es zu Beginn des Romans – und tatsächlich überlebt er als Mitglied des Lagerorchesters. Doch als er zurück nach Hamburg kehrt, verdichten sich die Zeichen, dass er seine kleine Tochter nie mehr wiedersehen wird.

Bewusst endete die Lesung kurz vor dem Schluss der Romanhandlung, so dass sich hoffentlich einige neugierige Leserinnen und Leser finden werden, die sich das Buch besorgen möchten, um zu erfahren, wie die Geschichte der Familie Stern weitergegangen ist. Ist Alma tatsächlich im Januar 1945 mit der „Gustloff“ untergegangen, wie vermutet? Wie ergeht es Aaron ohne seine Frau, die im KZ „in den Draht gegangen“ ist? (Wer dies und mehr erfahren möchte: Der Roman wird für die Schülerbücherei angeschafft werden!)

Im Anschluss an die musikalische Lesung erläuterte Frau von der Linden ihre persönliche Motivation, die Veranstaltung zu konzipieren und damit in Schulen zu gehen, und beantwortete Fragen der Schülerinnen und Schüler, die sich zum Beispiel auf die Möglichkeit der Existenz von Orchestern in Konzentrationslagern bezogen.

Wir danken Frau von der Linden und Herrn Simic ganz herzlich für die bereichernde Veranstaltung!
 

Ulrike von der Linden und Marco Simic präsentieren den Roman Alma