Champagnefrokost

Gratulerer med dagen!

Marlene Beyer aus unserer EF ist gerade im Rahmen von ERASMUS+ für einige Monate im hohen Norden zu Hause. Hier berichtet sie vom Frühling in Norwegen.

Die Zeit vergeht wie im Flug – und schon befinde ich mich in der zweiten Hälfte meines Austauschs. Norwegen ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen.
Ostern und auch meinen Geburtstag durfte ich noch inmitten einer traumhaften Schneelandschaft erleben. In der Woche nach den Feiertagen organisierte die gesamte Schule einen Outdoortag am Skilift. Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir zwischen zahlreichen Aktivitäten wählen – von Schlittenfahren über Skifahren bis hin zu gemütlichen Pausen im Schnee mit pølse (HotDogs) und einer traditionellen påskegg-jakt (Ostereiersuche). Mit Ostern beginnt in Norwegen auch die sogenannte Russe-Zeit – die Zeit der Schulabgänger. Die norwegischen Abiturientinnen und Abiturienten tragen dabei auffällige rote oder blaue Overalls, die sie individuell gestalten und mit vielen Aufnähern verzieren. Diese Zeit ist ein bunter, ausgelassener Brauch mit täglichen Challenges und Streichen – vergleichbar mit unserer Mottowoche, nur viel ausgedehnter. Sie dauert bis zum 17. Mai, dem norwegischen Nationalfeiertag.

Langsam, aber sicher verabschiedet sich nun auch der Schnee, und ich entdecke die grüne, sommerliche Seite Norwegens. Kurz nach Ostern hat mir meine Gastfamilie einige wunderschöne Orte auf Senja gezeigt. Damals war noch viel Schnee zu sehen, vor allem in den Bergen, doch die Küstenlandschaften und Strände ließen bereits erahnen, wie schön der norwegische Sommer sein wird. Vergangenes Wochenende war ich wieder auf der Insel Senja. Auf den Bergen liegt noch Schnee, aber an der Küste – dort, wo die Sonne hinkommt – ist alles bereits schneefrei. Weiße Sandstrände und türkisblaues Wasser machten die Landschaft beinahe surreal schön. Und apropos Sonne: Die Tage hier im Norden werden immer länger – mittlerweile geht sie gar nicht mehr unter.

Und nun, mein bisheriges Highlight: der 17. Mai – Norwegens Nationalfeiertag!
Der 17. Mai wird in Norwegen groß gefeiert. Alle machen sich schick – viele tragen dabei traditionelle Trachten, die sich je nach Region unterscheiden. Männer wählen oft elegante Anzüge oder verzierte Trachten, die an Lederhosen erinnern, während Frauen entweder den Bunad oder den Festdrakt tragen. Beide sehen sich auf den ersten Blick ähnlich, unterscheiden sich jedoch in Herstellung und Trageweise. Ich hatte die große Ehre, an diesem Tag einen Festdrakt aus Finnsnes zu tragen – normalerweise bekommt man diesen zur Konfirmation, und er stammt traditionell aus dem Herkunftsort eines Elternteils. In meinem Fall war es der Heimatort meiner Gastmutter – ein besonderes Privileg, das mir einen tiefen Einblick in die norwegische Kultur ermöglichte.

Traditionell beginnt der Tag mit dem sogenannten „Champagnefrokost“ – einem festlichen Frühstück mit Freunden. Auch ich habe mit meinen neuen Freunden gefeiert, bevor sich um 11 Uhr die gesamte Stadt im Zentrum versammelte. Gemeinsam zogen wir in einer Parade durch Finnsnes – angeführt von den Russe-Schüler:innen, begleitet von Musik, wehenden Fahnen und viel guter Laune. Überall hörte man „Gratulerer med dagen“ – Glückwünsche zum norwegischen Geburtstag. Anschließend folgten Reden und musikalische Beiträge, bevor viele Familien, wie auch meine, den Tag gemeinsam mit Freunden beim Abendessen im Restaurant ausklingen ließen. Der 17. Mai ist ein Tag voller Freude, Gemeinschaft und Stolz – ein Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit, das mir aus Deutschland so nicht vertraut ist.

Ich bin gespannt, was die kommenden Wochen noch für mich bereithalten – und gleichzeitig traurig, dass nun bald mein letzter Austauschmonat anbricht.

Champagnefrokost

Senja

Marlene in norwegischer Festtracht