Fahrtenwoche 2023: Die 10b in Lübeck

Drei Nobelpreisträger, die in Lübeck geboren oder sesshaft wurden, waren Hernn Rebschloe Anlass genug, die Stadt als Ziel auszuwählen. Das Programm wirkte auf Außenstehende recht ambitioniert, das war es aber nur am vorletzten Tag.

Um 9.02 Uhr ging es von Bad Pyrmont los in die Hansestadt. Nach der Ankunft am Lübecker Hauptbahnhof hätte man natürlich die Tickets nutzen können, um mit dem Bus zur Jugendherberge weiterzufahren. Aber die Entscheidung, zu Fuß zu gehen, hat auch niemand hinterfragt. Also gingen alle zu Fuß. Nur nicht alle so schnell, wie Herr Rebschloe das für sich gewöhnt ist… Mehr oder weniger lebendig fanden sich dennoch alle an der Jugendherberge ein, wo die Zimmer bezogen werden konnten, bevor auf eigene Faust die Stadt erkundet wurde (- oder zumindest der Weg zum nächsten Supermarkt, zum Restaurant mit dem goldenen M oder zu einem Pizza-Dienst mit Spielstein-Motiv -).

Die anderen Tage wären schnell erzählt: Führungen durch die Stadt, zur Stadtgeschichte und zu Thomas Mann und seinem mit dem Nobelpreis gewürdigten Roman „Die Buddenbrooks“ wurden weitgehend diszipliniert erduldet, wobei das Stehvermögen der jüngeren Leute mitunter etwas enttäuschend war, etwa wenn ¾ der Klasse im Museum plötzlich Klappsitze brauchen, obwohl die Führung kaum 10 Minuten alt ist… Spektakulär wurde es vor allem am Mittwochnachmittag, als Herr Rebschloe der Klasse einen Theaterworkshop aufnötigte; Lenny fragte stellvertretend für einige Mitschüler*innen: „Müssen wir da mitmachen?“ – Die Antwort war: „Ja.“ Aber die drei Stunden haben sich gelohnt. Nach einem längeren Warming gab es zunächst einmal Standbilder zu Momenten einer Beziehung, dann Szenen zu einer völlig missratenen Hochzeit und schließlich Einblicke in die Anfangszeit der Beziehung berühmter Paare wie etwa Kermit und Miss Piggy, die Schöne und das Biest, Hanni und Nanni oder auch Pommes und Mayo. Obwohl vor allem Letztere das Potential zu einem heißen Date gehabt hätten, blieb es insgesamt jugendfrei. In einem abschließenden Stück ließen Kleingruppen eine Beziehung Revue passieren – und in drei von vier Fällen schlecht enden. Das große Glück in der Liebe scheint für die Schüler*innen noch nicht in Sicht – oder spiegelt das Ergebnis nur den Zeitgeist? Spontan ging es am Abend noch zum Bowling. Ob das nun der Versuch war, schülerorientiert etwas Nettes einzustreuen oder einfach nur, die Schüler*innen müde zu machen, wurde nicht verraten…

Am Donnerstag dann ging es mit dem Schiff nach Travemünde. Dort wollte Herr Rebschloe eigentlich nur „eine kleine Wanderung“ unternehmen, ca. 2,5-3km einfache Strecke, ca. 1,5-2 Stunden als Rundweg. Das war die Idee. Als die Tour ca. 8km später verschwitzt und mit kaputten Schuhen endete, war nicht jede*r Teilnehmer*in begeistert – und ausnahmsweise hatte Herr Rebschloe sogar etwas Verständnis, obwohl er betonte, dass die Wanderung an sich sehr reizvoll gewesen wäre. Nur der Zeitdruck und die Kondition der Teilnehmer*innen seien beklagenswert… Der Zeitdruck kam daher, dass im Anschluss an die (eigentlich ja wesentlich kürzer geplante) Wanderung ein Besuch im Meeresbiologischen Museum in Travemünde anstand, die sich aber auch sehr lohnte, weil der zuständige Meeresbiologe das Lernen durch Anfassen favorisierte und spontan Krabben oder Seesterne auf Schülerhände setzte oder dazu aufforderte, zum Füttern der Fische den Finger ins Aquarium zu tauchen – man möge doch nur vor den Fleischfressern zwischen den anderen Fischen etwas Acht geben, darum durften auch Herr Rebschloe und Frau Gundermann zuerst die Finger ins Wasser tauchen. Als die völlig intakt wieder heraus kamen, durften/wollten auch einige Schüler*innen sich versuchen…

Der Freitag begann zur Unzeit, nämlich um Mitternacht, mit einem (bewusst leisen) Geburtstagsständchen für Herrn Rebschloe und der Frage, wo man die Kerzen auspusten könne, ohne die empfindlichen Rauchmelder auszulösen, vor der die Herbergsleitung eindringlich gewarnt hatte. Kurzerhand zogen sich die Schenkenden, Frau Gundermann und Herr Rebschloe auf die Damentoilette zurück. Da das nicht jede*r Mitschüler*in mitbekommen hatte, gab es doch einige Irritation, als die sechs wieder heraus kamen… Als erstes Geburtstagsgeschenk ließ die Klasse den Klassenlehrer in dieser Nacht tatsächlich schlafen, so dass am Freitag die Rückfahrt ausgeruht und pünktlich starten konnte – mit einem Besuch im Willy-Brandt-Haus, so dass mindestens die beiden in Lübeck geborenen Nobelpreisträger zu ihrem Recht kamen und der Deutsch- und Geschichtslehrer guten Gewissens tatsächlich zur Heimreise antreten konnte.

Das Holstentor - Lübecks Wahrzeichen

Beim Stadtrundgang

Tagesausflug nach Travemünde

Ein Spaziergang am Ostseestrand

Ein Stück der alten Berliner Mauer beim Willi-Brandt-Haus