Wow, was für ein Panorama

Als Gastschülerin in Bella Italia

Levke Genth aus der EF ist zur Zeit mit dem Rotary-Austauschprogramm in Norditalien zu Besuch und geht dort zur Schule. Hier ein erster Bericht von ihr.

Ich lebe seit Anfang september in Como und von meinen Gastgebern aus fährt man ungefähr drei Minuten zum Comer See. Bevor die Schule am 12. September losging waren wir schon ein paar Orte besuchen. Direkt an den ersten beiden Tage nach meiner Ankunft sind wir nach Alba zu der Schwester meiner Gastmutter gefahren, um dort beim Wein pflücken zu helfen. Dort habe ich das erste Mal richtiges italienisch in real life gehört und versucht zu sprechen. Dabei habe ich viel Unterstützung von meinen Gasteltern erfahren, die mir zum Beispiel das Wort „klebrig“ („appiccicoso“) beigebracht haben.

Am Tag vor Schulbeginn sind wir das erste Mal zum Comer See gefahren und haben uns die Stadt angeschaut. Ein paar Tage später sind wir dann sogar einmal um den Comer See herum gewandert und haben ein Haus angeschaut, in dem verschiedene Krippenspielszenen aufgestellt waren. Am 28. September bin ich mit meiner Gastfamilie nach Mailand gefahren, haben uns die wundervolle Architektur angeschaut und sind sowohl durch überdachte Einkaufsstraßen, die ein wenig so aussehen wie die im Film Willy Wonka, als auch auf das Dach des Doms gegangen.

Am ersten Schultag hat meine Gastmutter mich zur Schule (Liceo Giovio - ein Gymnasium mit sprachlichem Schwerpunkt) begleitet und alles Wichtige geklärt. Dort hat sie dann gewartet bis drei meiner neuen Klassenkameraden gekommen sind, um mich zum Raum zu führen.

Am ersten Schultag waren wir, zu meiner Verwunderung, nur 5 Leute in der Klasse. Wie ich später herausgefunden habe, haben die meisten an einem Austausch nach England teilgenommen, der schon vor Schulbeginn gestartet hat. Drei Wochen später kamen dann die letzten 4 Leute von ihrem Austausch in Frankreich zurück, der einen Monat lang ging.

Mich haben alle sehr herzlich Willkommen geheißen und haben sogar versucht, ein wenig deutsch mit mir zu sprechen, da sie das gerade in der Schule lernen. Nach ungefähr zwei Wochen haben dann aber die meisten angefangen, nur noch italienisch mit mir zu sprechen und sie versuchen immer noch geduldig, dass ich alles verstehe. Vor allem versucht eine Schülerin, die selbst neu auf der Schule ist, mir neue Wörter beizubringen und ist sehr geduldig mit mir. Auch von den meisten Lehrern wird mir geholfen, Wörter und Sätze zu verstehen und zu bilden. Nur meine Französischlehrerin, mit der wir momentan Gebäude beschreiben, ist sehr streng mit mir und will nicht verstehen, dass ich noch Probleme habe, italienisch und französisch auseinander zu halten, weil es sich für mich noch zu gleich anhört. Außerdem lässt sie mich jetzt einen Test mitschreiben, für den ich das Buch "In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne, das alle anderen über die Ferien lesen sollten, jetzt kaufen und lesen musste.

Meine Geschichts- und Philosophielehrerin, mit der ich über Karl den Großen und die Kreuzzüge rede, verlangt von mir zu antworten, möglichst auf italienisch, was super zum Italienisch lernen ist, aber extrem schwer in solchen Fächern. Meine Italienischlehrerin bietet mir Unterstützung an und erwähnte was von Italienischunterricht mit ihr, worüber ich aber noch nichts Weiteres erfahren habe. Meine Kunst(-geschichte-)lehrerin, mit der wir über Prähistorische Kunst und Ägyptische Kunst reden, hat mir Blätter auf Englisch gegeben, was zwar nett ist, aber den Zweck des Austausches leicht verfehlt. Meine Englischlehrerin, mit der wir gerade collocations lernen und die uns für die Cambridge-B2 Prüfung vorbereitet, ist auch die Koordinatoren für Auslandaufenthalte. Sie hat mir an einem Tag die Schule gezeigt und mit mir zusammen meinen Schulaccount und meine Schul-email eigerichtet.

Meine Deutschlehrerin, die der Klasse gerade beibringt über Mode zu sprechen, fragt mich häufig nach Rat und vergisst zwischendurch auch mal, dass ich Deutsche bin. So hat sich mich also einmal einen deutschen Satz vorlesen lassen und hat mich dann auf Italienisch gelobt. Wofür weiß ich nicht genau. Jetzt weiß sie aber auf jeden Fall, dass man das Wort Pumps erstens nicht genauso ausspricht wie geschrieben und zweitens auch nicht mehr verwendet. Meine Wissenschaftsleherin, die momentan den Aufbau der Haut unterrichtet, versucht mir klarzumachen, worüber sie gerade sprechen, auch wenn das heißt sich auf den Bauch zu klopfen, um Fett zu erklären.

Bei meinem Physik- und Mathelehrer, bei dem wir lernen, Einheiten umzurechnen und wie die Wissenschaftliche Schreibweise funktioniert, habe ich eigentlich die wenigsten Probleme, Sachen zu verstehen. Hauptsächlich aber weil ich weiß, was die Zahlen zeigen und das meiste nicht neu für mich ist. Bei Erklärungen scheitert es jedoch.

Insgesamt fühle ich mich in Italien schon ganz wohl. Mein Italienisch verbessert sich von Tag zu Tag, sodass ich schon zwischendurch richtige Gespräche über die Schule auf italienisch führen kann. Ich freue mich auf die nächsten Monate in denen ich weiter italienische Kultur kennenlerne, essen probiere, Städte besuche und italienisch lerne.

Wow, was für ein Panorama

Levke mit ihrer Gastfamilie am Comer See

Zu Besuch in Mailand