Die Gruppe am Strand

Begegnungsfahrt nach Danzig

Kategorie:Europaschule

Eine zwanzigköpfige Gruppe wagemutiger Barntruper machte sich vor den Herbstferien auf den Weg nach Danzig, um dort Schülerinnen und Schüler unserer polnischen Partnerschule aus Oława für die Dauer einer Woche zu begegnen.

Sowohl An- als auch Abreise gestalteten sich etwas abenteuerlich, wusste die DB doch zuverlässig mit Zugausfällen und damit verbundenen spontanen Herausforderungen aufzuwarten – eine besondere Ausprägung „zügigen“ Reisens. Die Gruppe ließ sich davon aber nicht abschrecken, traf am Sonntagabend in der Danziger Unterkunft ein und begrüßte die polnischen „Gastgeber“, welche sich nach überschaubarer Schlafausbeute im Nachtzug auf das Frühstück freuten.

Danzig stellte sich als interessanter Ort deutsch-polnischen Begegnungen dar. In seiner Geschichte gab es hier zahlreiche deutsche wie polnische Tendenzen, heimisch zu werden, Handel zu treiben, überregionale Verkehrsstrategien zu entwickeln oder Verwaltungs- und Herrschaftsstrukturen zu schaffen. Trauriger Höhepunkt war im Rahmen des Überfalls auf Polen der deutsche Angriff auf das polnische Munitionslager auf der durch den Hafenkanal von Danzig getrennten Halbinsel ‚Westerplatte‘, welcher den Zweiten Weltkrieg einleitete. Nach Ende des Krieges setzte man als Teil der Reparationsleistungen ehemals Berliner S-Bahn-Einheiten rund um Danzig ein. Schon vor dem Krieg ließen sich die Danziger aus Berlin inspirieren, um ein ähnliches S-Bahn-System einzuführen, welches das Städtenetz an der Ostsee per S-Bahn erschließen sollte.

Neben deutschen, polnischen, englischen und ukrainischen Verständigungsversuchen dienten auch Mimik, Gestik, Sport, Musik, gemeinsames Essen oder Spiele am abendlichen Lagerfeuer dem interkulturellen Austausch. Zudem untermalte die Unternehmungen (teils neu entdeckte) Gemeinsamkeiten, aber auch Annäherungspotenziale. Zu den Höhepunkten des Programms zählte u.a. der Besuch der Marienburg, ehemaliger Hauptsitz des Deutschen Ordens und deshalb die größte Backsteinfestung der Welt. Die Danziger Innenstadt mit ihrem historischen Zentrum und dem Hafen wurde zu Fuß und mit einer Rundfahrt auf einer (motorisierten) „Hansekogge“ erkundet, ebenso der Strand von Jelitkowo und Zopot, die Halbinsel Westerplatte, das Bernsteinmuseum, das Museum des Zweiten Weltkriegs oder auch das Solidaritätsdenkmal am Werfteingang. (Letzteres erinnert an einen Streik von Werftarbeitern 1980 in Danzig zu sozialistischen Zeiten, der eine solche Dynamik erreichte, dass das damalige politische System Polens an seine Grenzen kam und als eine Spätfolge zusammen mit dem gesamten „Ostblock“ 1989 endete.) Die Gruppe stellt zudem im Hevelianum durch zahlreiche Experimente die Erkenntnisse des Danziger Astronomen Johannes Hevelius aus dem 17. Jh. nach.

Erstaunt über das, was unser östliches Nachbarland so alles zu bieten hat, ausgestattet mit zahlreichen Erfahrungen, Polnisch-Vokabeln und Adressen, aber auch etwas müde, erreichten alle wohlbehalten und ferienreif die lippische Heimat. Es gibt doch mehr deutsch-polnische Gemeinsamkeiten als man denkt.

Besonderer Dank geht übrigens an das Deutsch-Polnische Jugendwerk, das dieses Vorhaben mit seiner großzügigen finanziellen Förderung erst möglich gemacht hat!

Die Gruppe am Strand

Der Nachbau einer mittelalterlichen Hansekogge im Hafen von Danzig

Besuch bei der Marienburg

Die Fahrt wurde gefördert durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk