Der achtminütige Beitrag, den der Kurs in den letzten drei Wochen entwickelt hatte, zeigte auf universell-zeitloser Ebene verschiedene Perspektiven in Zeiten des Krieges, die durch Figuren wie eine Soldatengruppe (die, durch eine 180-Grad-Körperdrehung symbolisiert, auch eine Gruppe betroffener Bürger darstellte), eine wartende Ehefrau bzw. Mutter, eine Therapeutin, eine Kriegsberichterstatterin (die aus dem Publikum heraus alle Besucher direkt ansprach) und eine Dichterin eingenommen wurden.
Grundlage für die Rollentexte dieser Figuren waren Gedichte, aus deren von Frau Röhne getroffener Vorauswahl sich der Kurs für fünf Texte entschieden hatte – einer davon aus der Feder von Vivian Bartsch, Mitglied des Literaturkurses; die anderen verfasst zur Zeit der beiden Weltkriege sowie im April 2022 von einem ukrainischen Dichter.
Mit den eindringlichen Worten des Gedichts aus ukrainischer Perspektive fand der über 100 Jahre umfassende lyrische Bogen sein Ende: Dem Dichter bleibe vor dem Hintergrund der medialen Kriegszeugnisse, die wir alle – im Gegensatz zu vorigen Generationen – quasi minütlich aktualisiert auf dem Smartphone vorfinden, nur die Aufgabe, der Welt die Namen jener vom Krieg schwer getroffenen Orte in Erinnerung zu rufen, auf dass sie weiterhin Aufmerksamkeit erhielten.
In seiner anschließenden Rede spannte Werner Damm, ehemaliger Deutsch- und Geschichtslehrer des Gymnasiums, ebenfalls einen Bogen bis hin zu den ukrainischen und russischen Opfern des derzeitigen Kriegsgeschehens in der Ukraine, so dass sich beide Veranstaltungsbeiträge schlüssig ergänzten.
Im Anschluss an die Veranstaltung erhielt der Literaturkurs viel Lob von Besuchern, darunter zwei pensionierten Lehrerinnen des Gymnasiums, die mit „Gänsehaut“ (O-Ton) die eindringliche und erschreckend aktuelle Darstellung des Literaturkurses verfolgt hatten.